Als Junge vom Dorf bin ich in einem kleinen Ort bei Hannover aufgewachsen. Das Elternhaus gehört schon in der dritten Generation meiner Familie. Schon meine Großeltern haben sich bewusst für das Leben auf dem Land entschieden und gaben dies an ihre Kinder weiter.
Ich kenne die Momente, wenn man ausrastet als das Dorf im Radio erwähnt wurde oder wenn du mit den anderen Fahrgemeinschaften bildest um zur Schule zu fahren. Das habe ich alles erst schätzen gelernt, als ich es drei Tage in Hamburg ausgehalten habe.
Hamburg - die Entstehung von StadtstattDorf
Richtig. Drei Tage. Aus einer Zeit in der ich nach der Ausbildung unglücklich war, entschied ich mich meinen Wunsch nach einer beruflichen Karriere zu folgen. Sie bieten mir die Möglichkeiten, die ich hier nicht habe. Außerdem würde das meinem Lebenslauf gut tun. Also sendete ich diverse Bewerbungen an die großen Städte und erhielt eine Zusage aus Hamburg. Soll ich es wirklich machen?
Ich wusste nicht weshalb ich unglücklich war und schob es auf meine Arbeitsstelle. Also zwang ich mich zu etwas, dass ich eigentlich nicht wollte. Ich war mir von Anfang an unsicher. Von Anfang an war ich mir sehr unsicher. Vielleicht müsse ich es einfach versuchen, dachte ich. Fahr einfach jedes Wochenende nach Hause, sagte ich mir.
Also unterschrieb ich den Arbeitsvertrag, sendete ihn nach Hamburg und bereitete mich auf den neuen Abschnitt vor. Ich nahm mir vor als Dorfkind über das Leben in der Stadt zu bloggen. Sicherlich spannend, wie ein Dorfkind plötzlich auf das neue Leben reagiert. Also gründete ich StadtstattDorf, baute eine Webseite auf und schrieb die ersten Artikel über meine Vorbereitungen.
DorfstattStadt wurde gegründet
Eine Woche bevor mein erster Arbeitstag beginnen würde, wurde mir bewusst, was ich getan habe. Unter der Woche nur für die Arbeit in Hamburg zu sein und am Wochenende zu leben, schien mir keine Option mehr zu sein. Ich merkte, welchen Fehler ich gemacht habe und das ich die Veränderung nicht zulassen will.
Mit dem Zug fuhr ich zwar nach Hamburg, klärte jedoch am dritten Arbeitstag alle notwendigen Dinge, damit ich schnell in meine kleines Dorf zurückkommen kann. Aufhebungsvertrag. Kündigung meines möblierten Zimmers, dass ich bei einer älteren Dame in Altona mietete und ich noch für weitere zwei Monate bezahlen musste.
Ich schaute zwar auf viele erstaunte Gesichter, aber habe es trotz der Unannehmlichkeiten durchgezogen. Mach nur das, wohinter du wirklich stehst, war schon immer meine Devise. Als ich in meinem Büro bei meinen Eltern saß, schaute ich auf die Wiese vor meinem Elternhaus. Sie stand voll mit Schafen. Ein besonderer Blick, den nicht jeder hat. Zu diesem Zeitpunkt kam mir der Gedanke, dass ich meine Idee umdrehen sollte. Erzähl den Leuten, weshalb du das Leben auf dem Land so schätzt und weshalb du dort geblieben bist. DorfstattStadt wurde im Januar 2015 geboren.