„Seit meiner Rückkehr nach Mittelsachsen Mitte 2019 regt sich in mir eine Vision: Meine Heimat soll kulinarisch wahrgenommen werden und regionale Produkte von unseren Landwirtschaftsbetrieben in den Vordergrund rücken.“
Wir schreiben das Jahr 2021. Es ist Februar, Minus 17 Grad Celsius und Schnee überall. Im warmen Büro der Nestbau-Zentrale telefoniere ich mit der Neu-Freibergerin Susann Schubert. Die gebürtige Mittelsächsin hat eine spannende Geschichte zu erzählen. Wie sie über das laute Großstadtleben wieder zurück zur Natur und zu sich selbst fand. Und schließlich wieder in ihrer Heimatregion in Freiberg Fuß fassen konnte.
Angefangen hat alles in ihrem Heimatort Rechenberg-Bienenmühle ganz im Südosten Mittelsachsens. Als Funkenmariechen tanzte die junge Frau durch die Karnevalssaison und stromerte als Kind gerne durch den bunten Erzgebirgswald oder entlang der Freiberger Mulde. Die Großeltern waren immer in der Nähe und kochten mittags gerne für sie mit. Beim gemütlichen Essen kamen dann oft Fragen zu den künftigen Berufswünschen auf. Aber bis kurz vor ihrem Abitur konnte die heute 35jährige diese nur mit einem Achselzucken beantworten.
Mit 17 Jahren dann entdeckte sie ihre Leidenschaft fürs das Zeichnen und alles Kreative. Gleichzeitig wuchs auch das Interesse an dem Thema „gesunde Ernährung“. Am Ende gewann die Naturwissenschaft als der vermeintlich solidere Weg. Die entschlossene Jugendliche zog es nach ihrem Abitur in das quirlige Dresdner Szeneviertel, die Dresdner Neustadt, und begann ihre Ausbildung zur staatlich anerkannten Diätassistentin. Schon während der Ausbildung war klar, dass sie ihr Wissen noch vertiefen und weiter studieren möchte. So zog es die junge Visionärin 2008 nach Halle (Saale), um dort ihr Studium zu den Ernährungswissenschaften zu absolvieren. Mit dem Abschluss in der Hand war sie dann 2013 voller Tatendrang und machte die Millionen-Metropole Berlin als die Szene-Stadt für die sogenannte „Slow Food“ Bewegung zu ihrer neuen Heimat. Durch Kontakte aus ihrer Studienzeit war sie dort in verschiedenen Ernährungsinitiativen aktiv und gründete selbst eigene Projekte. Jedoch fehlte es aufgrund der großen Konkurrenz oft an finanziellen Mitteln zur Umsetzung.
Zur freien Entfaltung aufs Land
Diese Rückschläge führten dazu, dass die Wahl-Berlinerin verstärkt Zuflucht in der Natur gesucht und zu sich selbst gefunden hat. Nach zwei Jahren mitten in Berlin ging es nun an den Stadtrand nach Spandau, in den Ortsteil Kladow. Idyllisch an der Havel gelegen. Hier konnte sich nun auch die Leidenschaft zur Kunst voll entfalten. Das eigene Kunstlabel „SchubArt“ wurde geboren und ist bis heute sehr von der Natur inspiriert.
Trotzdem wuchs das Unbehagen in der stickigen, grauen Stadt und der Wunsch nach Veränderung, nach einer eigenen Familie. 2018 machte es dann Klick. „Ich verstand plötzlich, wer ich bin und wonach mein Herz ruft: Meine Heimat.“, erklärt die sympathische Mittelsächsin. Besuche bei Freunden und Familie in der Region um Rechenberg-Bienenmühle wurden von da an wieder häufiger. Die Wohnungssuche wurde gestartet, Bewerbungen verschickt und Jobmessen besucht. Von der Nestbau-Zentrale hörte unsere Rückkehrerin dann im Dezember 2018 beim Job- und Karrieretag in Freiberg das erste Mal: „Das Nestbau-Team lieferte mir schnell erste Stellenangebote und stand mir immer unterstützend zur Seite.“ Ihren ersten Job fand sie dann auf Eigeninitiative hin als Junior Sales Managerin in Oberwiesenthal. Hier stimmte die Work-Life-Balance und ihre Erfahrungen als Ernährungswissenschaftlerin halfen der kreativen Rückkehrerin beim Aufbau eigener Projekte.
Familiengründung in der Heimat
Das Projekt „Rückkehr“ hat alles in allem ein halbes Jahr an Organisation und tatkräftiger Unterstützung seitens Familie, Freunde und Netzwerke wie der Nestbau-Zentrale gebraucht. Und ganz nebenbei kam auch die große Liebe in ihr Leben. Bei einem Besuch in Eppendorf hat es zwischen ihr und ihrem heutigen Mann so richtig gefunkt. Als sich dann 2020 Töchterchen Olivia ankündigt, zieht es Beide an den Stadtrand von Freiberg – in eine gemütliche Wohnung mit Garten und Terrasse. Hier sitzt die Neu-Freibergerin bei Sonnenschein gerne in ihrem Hängesessel auf der Terrasse und genießt den Blick in ihren Garten. Gern nutzt sie auch den Mittagsschlaf ihrer Tochter und entwickelt kunstvolle Mosaike an ihrem Schreibtisch. Dabei lässt sie sich von den Formen und Farben verschiedenster Baumblätter inspirieren.
Für die Zeit nach ihrer Elternzeit hat die junge Mutter bereits einen Plan, oder vielmehr eine Vision für sich und ihre Heimatregion. „Ich träume davon, als Projektmanagerin für die Öko-Modellregion Mittelsachsen gesellschaftlich mitzuwirken. Ich möchte Mittelsachsen aktiv dabei unterstützen, die Bevölkerung für die regionale Landwirtschaft und deren ökologisch nachhaltige Produkte zu sensibilisieren.“ Nebenbei wird sie sich weiter der Kunst widmen und eine eigene Mosaik-Manufaktur aufbauen. Für ihre Familie wünscht sie sich ein eigenes Stück Land am See, mit Holzhaus. So friedlich wie an ihrem Lieblingsort in Rechenberg-Bienenmühle. Am Waldrand auf der Wiese haben sie als Kinder ihre Drachen steigen lassen. Die Sonne schien und zu hören war nur das Rauschen des Waldes und ein paar Tiergeräusche.
Meine Tipps für Rückkehrer:
„Geht strategisch vor. Besucht die Heimat in regelmäßigen Abständen. Werdet euch klar darüber, warum ihr zurückkehren wollt. Macht euch feste Termine bezüglich Job, Wohnung und Menschen treffen. Seit klar in euren Vorstellungen und Wünschen. Kommuniziert diese deutlich und mit Nachdruck, sucht wonach ihr euch sehnt. Bindet Freunde, Familie und Bekannte in eure Suche ein.